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2 - Selbstversuche

Über drei Monate habe ich mit Zank von der Mohnwiese, einem sechs Monate jungen Schäferhund, rein nur den Meutetrieb gefördert und damit gearbeitet. Mit Beretta von der Mohnwiese, einer drei Monate jungen Schäferhündin, habe ich den Futter- und Beutetrieb gefördert und damit gearbeitet. Und zu guter Letzt habe ich mit ihrer Wurfschwester Bailey von der Mohnwiese die Kombination aus Meute-, Futter- und Beutetrieb gefördert und damit arbeitet.

Um die Ergebnisse messbar zu machen, habe ich auf einer Skala von 0-10 das Geschehen dokumentiert. Wobei eine 0 bedeutet, dass es durch Schlüsselreize zur keiner Triebstimmung und Instinkthandlung kommt und die 10 eine starke Triebstimmung und kaum beherrschbare Instinkthandlung darstellt. Der Grüne Funktionsbereich ist zwischen 4 und 7.

Aktivieren durch Meutetrieb

mit Zank vd Mohnwiese

In der ersten Woche bekam der Rüde die 4 als Anfangsposition für den gezeigten Meutetrieb. Ich selbst kam mir zur Beginn ziemlich hilflos vor, ohne Futter in der Tasche und ohne Ball in der Hand.

Als Erstes nutzte ich die Gelegenheit der morgendlichen Begrüßung, um die Beziehung zu pflegen und habe mich riesig gefreut, als er mich berührte und sich, statt mich wie normalerweise anzuspringen, durch meine Beine gezwängt hat. Nach einer Woche Meutetrieb-Förderung war täglich eine Steigerung zu erkennen und der Kleine kam schon in die Nähe der Ausprägung 5. Nun bedeutet Triebförderung ja nur, die Intensität des Triebes zu steigern, nicht dass der Hund etwas dafür tun muss. Bisher hatte ich die Kommandos „Sitz“ und „Platz“ mit Futter gelernt und bestätigt.

Es war nun an der Zeit, für diese Kommandos den Meutemodus zu nutzen. Der Rüde nahm beide Kommandos etwas verzögert an, führte aber schnell aus. Ich war zufrieden und löste die Übungen mit Lob und Streicheleinheiten auf. Das wiederum führte sofort wieder zur Triebstimmung und gelernten (Instinkt-) Handlung, mit entsprechenden Bewegungen und das nutzte ich wieder für die nächste Übung.

Ich trainierte die folgenden Wochen jeden Tag ca. 15 Minuten. Zwei Monate später kam der kleine Zank in die Nähe der Ausprägung 7 und ich konnte im Meutemodus die Kommandos abrufen. Er führte nun nicht nur schnell aus, sondern nahm auch schnell an.

Bemerkung: 1-3 = schwache Ausprägung / 4-7 = Funktionsbereich / 8-10 = Problembereich

Aktivierung nur über Futter- und Beutetrieb

mit Beretta von der Mohnwiese

Zu Beginn war das Arbeiten mit der kleinen Beretta mit jedem Trieb möglich und somit stufte ich ihren Anfang in den Funktionsbereich Stufe 4 ein.

Wichtig ist es mir zu erwähnen, dass dieser Test für mich eine große seelische Belastung war, die sich im Verlauf zunehmend steigerte. Es war mir vorher nicht bewusst, auf was ich mich da einlasse. Meutetrieb nicht zu aktivieren ist das Eine, aber Meuteverhalten welches einem entgegengebracht wird, bewusst zu ignorieren, das Andere. Ich tat mich am Anfang schwer, nicht ständig über das Reden den Meutetrieb zu aktivieren. Schon nach wenigen Tagen erledigte sich das von selbst, denn die Hündin reagierte immer stärker auf Beutereize und immer weniger auf Futter- und Meutereize.

Nach drei Monaten war der Beutetrieb sehr stark (Stufe 7), der Futtertrieb sehr schwach (Stufe 2) und der Meutetrieb nicht mehr ausgeprägt und somit auch nicht mehr aktivierbar (Stufe 0).

In der Praxis sah es dann so aus, dass die Hündin auf Schlüsselreize für Beute sehr gut in Trieb-stimmung kam, die entsprechenden Instinkthandlungen sehr gut auslöste und somit ein Arbeiten sehr gut möglich war. Auf den Schlüsselreiz für Futtertrieb kam sie nur schwach in Triebstimmung, ein Arbeiten war nur noch bedingt möglich. Die Schlüsselreize für den Meutetrieb brachten gar keine Triebstimmung mehr und somit war arbeiten nicht mehr möglich.
Es war deprimierend, denn ohne Futter oder Ball in der Hand stand die Hündin mitten auf dem Platz, hat sich nicht mehr bewegt, sondern mich nur verwundert angeschaut, was ich denn mit der komischen Lauten von ihr will.

Bemerkung: 1-3 = schwache Ausprägung / 4-7 = Funktionsbereich / 8-10 = Problembereich

Meute- und Futtertriebförderung

und der Versuch auch den Beutetrieb mit einzubeziehen
mit Bailey von der Mohnwiese

Wie schon bei der Schwester im zweiten Test war zu Beginn ein Arbeiten mit Futter und Beute möglich, allerdings war der Meutetrieb schwach ausgeprägt. Auf der Tabelle also als Startpositionen 4 für Futter- und Beutetrieb und die 2 für den Meutetrieb.
Zu meiner Überraschung ließ sich aber der Meutetrieb wie bei dem kleinen Rüden Zank im Test 1 auch gut fördern. Allerdings musste ich dafür folgendes tun: Ich habe den Futtertrieb genutzt, in dem ich die Futtertriebstimmung und die nachfolgende Instinkthandlung (die Bewegung) für solche Übungen aktivierte, die auch den Meutetrieb fördern.

Beispiel 1:
Eine fremde Person hält die Hündin, ich gehe auf Distanz und es passiert folgendes: Das Unwohlsein durch das Halten der zweiten Person aktiviert den Meidetrieb, das Futter in meiner Hand aktiviert den Futtertrieb und zu guter Letzt die Distanz zur Hündin aktiviert den Meutetrieb.
Ich rufe der Hündin zu, was sie für eine tolle “Maus“ ist, damit konditioniere ich den Schlüsselreiz für Meutetrieb. Sobald die Hündin losgelassen wird, stecke ich das Futter in die Tasche, erwarte sie mit offenen Armen und Streicheleinheiten, so dass es zur Endhandlung und Triebbefriedigung im Meutetrieb kommt. Sofort danach hole ich das Futter aus der Tasche und befriedige damit einerseits ihren Futtertrieb, andererseits bestätige gleichzeitig gutes Meuteverhalten.

Beispiel 2:
Die Hündin wird mit Futter in 8er Form durch die Beine geführt und mit Futter bestätigt. Gleichzeitig wird intensiv gestreichelt und gelobt. Nach vielen Wiederholungen genügt es, wenn die Hände nur noch nach Futter riechen. Und auch hier wird wieder mit Futter Meuteverhalten bestätigt.

Täglich war eine Steigerung zu erkennen und die kleine Bailey kam schon nach 10 Tagen in die Nähe der Ausprägung 5, nach 4 Wochen in die Nähe der Ausprägung 6. Ich dachte mir, es wird jetzt Zeit, die Beute mit ins Spiel zu bringen. Gedacht getan mit ähnlich verheerenden Folgen wie bereits bei der Schwester. Im selben Maß, wie der Beutetrieb anstieg, ging der Meutetrieb nach unten und so beschloss ich, diesen Test abzubrechen, um nicht auch noch die zweite Hündin diesem Experiment zu “opfern“.

Ich habe dann die nächsten Wochen weiter nur mit Meute und Futter gearbeitet und nach drei Monaten pendelte sich die Ausprägung für den Futtertrieb bei 4 und für den Beutetrieb bei 5 ein. Der Meutetrieb stand bei 7.

Bemerkung: 1-3 = schwache Ausprägung / 4-7 = Funktionsbereich / 8-10 = Problembereich

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